Bordbuch-Eintrag: Ankunft in Dzhubga 8.6.2012, Kilometerstand 3668, 30. Reisetag. Wetter: 24-27 Grad, die Sonne brennt, zwischendurch kurze Regenschauer.
Wir sind jetzt nämlich in Russland. Nach unserem Strandurlaub sind wir durch die flache Krim-Steppe nach Kerch gefahren, um von dort mit einer kleinen Fähre auf die russische Seite des Asowschen Meeres überzusetzen.
Die Stadt Kerch war dabei nur als kurzer Zwischenstopp gedacht, von dem wir allerdings angenehm überrascht waren. Die meisten ukrainischen Innenstädte geben ja nicht viel her, doch hier gab es eine schattige Fußgängerzone und – siehe da – eine Kleinbrauerei! Für uns als Selbstbrauer und bekennende Biertrinker ist das natürlich ein Großereignis. Wir ließen uns gut gemachtes naturtrübes helles und dunkles Bier schmecken, sowie eine Wurstplatte (die kleine hat schon 400 Gramm Fleisch), die vom Geschmack sogar alles übertraf, was ich je in Franken gegessen habe (sorry).
Die Fähre wollten wir am Nachmittag dann eigentlich nur erkunden, weil ich Bedenken hatte, ob die auch LKW mitnehmen. Die Grenze wollten wir eigentlich erst am nächsten Tag passieren. Doch LKW waren kein Problem, und es war so leer, dass wir spontan ein Ticket für die 30-minütige Überfahrt nach Russland gekauft haben. Die dralle unfreundliche Frau am Schalter musste allerdings erst einmal energisch überzeugt werden, mir das Ticket zu verkaufen. Sie meinte, ich müsste mir erst einem Plastik-Chip von einem Beamten holen, der die Länge des Fahrzeuges bestimmt. Der Beamte gab mir aber keinen Chip, sondern gab die Maße direkt an die Kommandozentrale telefonisch durch. Die dralle Frau meinte daraufhin aber, bei ihr habe niemand angerufen…
Letztendlich ging es dann doch, sogar ohne Ausrasten und zum Glück auch ohne die russischen Vokabeln, die nicht im Wörterbuch stehen. Danach kamen dann noch die Grenzprozeduren auf beiden Seiten. Mit dem Auto ist das immer langwierig. Alles wird in den Computer eingegeben, ausgedruckt, unterschrieben, gestempelt, mit Marken beklebt und danach noch mehrmals kontrolliert. Alleine in meinen deutschen Papieren Namen und Adresse sowie die Fahrzeugdaten zu finden, dauert 10-20 Minuten. Für die Ukraine wurden nochmal 37 Euro Straßenbenutzungsgebühr fällig. Auf der anderen Seite wühlten dann die russischen Zöllner systemlos, aber neugierig überall herum und bemerkten am Ende, dass im Kühlschrank zwei Lagen Bier hintereinander gestapelt waren, die zusammen mehr als die erlaubten drei Liter pro Person ergaben (wer uns kennt, weiss, dass wir immer genügend kaltes Bier an Bord haben). Dafür sollte ich 10 Euro Strafe zahlen. Mein Gegenangebot war, das Bier sofort auszutrinken, um die erlaubte Menge nicht zu überschreiten, oder ersatzweise ihnen einen Teil zu überlassen. Die Antwort war “Wir trinken nicht” (der gespielte Witz ?), aber am Ende musste ich 6 Bier in eine Plastiktüte packen und unauffällig hinter eine Mauer stellen.
Kurz nachdem schon die nächste Fähre komplett abgefertigt war, durften auch wir dann endlich nach Russland einreisen.
Mittlerweile haben wir die ersten Tage in Russland schon hinter uns und nehmen nun für sehr lange Zeit Abschied vom Meer (wir gehen nicht davon aus, dass das Kaspische Meer im Norden solche Strände hat). Die russische Schwarzmeerküste ist modern, touristisch voll erschlossen und dementsprechend voll. Jeder Quadratzentimeter zugänglichen Strandes wird bebaut und genutzt. Dafür gibt es sogar Campingplätze mit Primitiv- Dusche und Plumpsklo, auf so einem stehen wir dann auch. Der Strand ist allerdings steinig und mit Treibgut vollgemüllt, da geniessen wir lieber den Blick von der Steilküste aufs Meer.
Was wir nach der Ukraine sehr genießen, sind die in dieser Gegend extrem guten Straßen und die teilweise einfallsreich gestalteten Restaurants am Straßenrand. Bei uns in Deutschland würde man so etwas Erlebnisgastronomie nennen, da haben wir irgendwie den Anschluss verpasst. So geht man zum Beispiel von einer lärmenden Hauptstraße nur 100 Meter eine Treppe herunter und befindet sich an einem schattigen Fluss, wo man nur noch das Plätschern hört und Tische mit Bedienung in die Felsnischen gestellt wurden. Das ganze ist parkähnlich weitläufig gestaltet mit Brücken und Fischbassins, für größere Gruppen gibt es separate Häuser und Unterstände. Im Inland wird es sicher wieder rustikaler werden, denn als nächstes stehen einige Fahr- Tage an, um unser nächstes Ziel zu erreichen: Die höchsten Berge Europas im Kaukasus.