Nach unserer Einreise in die EU hatten wir geglaubt, die ernsthaften Gefahren einer solchen Reise schon gemeistert zu haben, bis wir dann am Straßenrand dieses Schild hier gesehen haben:
Das darf doch wohl nicht wahr sein! Wenn es sich hier um das handelt, was ich dahinter vermute, dann ist das wirklich saugefährlich! Ich mache eine Vollbremsung ohne auf den nachfolgenden Verkehr zu achten, denn 800 Meter ist eigentlich schon viel zu dicht dran, um noch entkommen zu können. Jeder, der sich ein bißchen für Astronomie interessiert, weiß, das 800 Meter vor so einem Ding die Raumkrümmung schon so extrem ist, dass in den drei Sekunden, die für uns die Vollbremsung dauert, ca. 3.000 Jahre auf der Erde vergangen sind. Falls wir dieses Abenteuer überleben sollten, würden wir zu Hause niemanden kennen, hätten aber die Chance, unsere Ur-Ur….usw…. Ur- Enkel kennenzulernen. Die Materiedichte in dieser geringen Entfernung von dem abgebildeten Objekt ist so hoch, dass ich damit rechne, dass unser Gran Hermano samt Besatzung auf etwa Atomkerngröße zusammenkomprimiert wird. Das überlebt man eigentlich nicht, obwohl manche ja behaupten, dass die Geschichte dann möglicherweise in einem Paralleluniversum weitergeht.
Es bleibt nicht viel Zeit zum Nachdenken, ein Mann sollte die wichtigsten Entscheidungen seines Lebens innerhalb von sieben Atemzügen fällen (das habe ich zumindest einmal in einem Buch über Samurai gelesen). Um entscheiden zu können, mache ich mir als erstes einen Reim darauf, was überhaupt passiert ist:
Noch in Sowjetzeiten hatten Wissenschaftler, die in der UdSSR ja in manchen Disziplinen einen erstaunlichen Vorsprung hatten, schwarze Löcher quasi “domestiziert”. Dies gelang ihnen, weil Astronomen und Elementarteilphysiker sich mit Archäologen zusammentaten und das alte Wissen aus den zahlreichen erhaltenen sumerischen Tontafeln entschlüsselten. Wir wissen ja inzwischen, dass im heutigen Irak vor zehntausenden von Jahren eine Hochkultur mit immensem technischen Wissen herrschte, das nach den Zerstörungen durch gewaltige Kriege verlorenging (heute noch überliefert als Katastrophe von Sodom und Gomorrha oder bei uns im Norden als Ragnarök – die Götterdämmerung, bei der z.B. Odin im Alter von über 2.000 Jahren ums Leben kam).
Nach dem Zerfall der Sowjetunion ging es den auf litauischem Boden gelegenen Forschungszentren nicht anders als den Atom- U- Booten im Nordmeer, und nachdem die Notstromversorgung der elektromagnetischen Stabilisatoren für über sechs Stunden ausfiel, wurden massenhaft winzige schwarze Löcher freigesetzt. Bedingung für die Aufnahme Litauens in die EU war aber, diese Gefahr zu verschweigen. Das klappt erstaunlich gut, da eine Eigenschaft schwarzer Löcher ja die ist, keinerlei Informationen nach außen abzustrahlen. Zeugen der Zwischenfälle kann es also nicht geben. Um die Bevölkerung des Landes zumindest im Straßenverkehr schützen zu können, bekam dieses Land eine Ausnahmegenehmigung für ein eigenes Verkehrszeichen. Sicherheit im Straßenverkehr hat für die EU ja schließlich oberste Priorität.
Nachdem ich in den ersten vier Atemzügen nun Klarheit darüber gewonnen habe, was eigentlich passiert ist, erkenne ich nun, dass unser Gran Hermano samt Besatzung weiterhin in einwandfreien Zustand existieren. Scheinbar sind die Atome, aus denen wir bestehen, zeitgleich mit Absorption durch das schwarze Loch sauber angeordnet in einem Paralleluniversum wieder aufgetaucht. Douglas Adams hat in dem fünften Teil seiner Trilogie “Per Anhalter durch die Galaxis” einmal behauptet, die fünfte Dimension sei die Wahrscheinlichkeit. Nach dem was Quantenphysiker inzwischen herausgefunden haben, lag er damit gar nicht so verkehrt. In der Praxis bedeutet das, dass alle irgendwie denkbaren Ereigniskonstellationen in einem anderen (Parallel-) Universum Realität sind, sie befinden sich nur auf der Wahrscheinlichkeitsachse auf einer anderen Koordinate. Da wir uns auf der Wahrscheinlichkeitsachse nicht fortbewegen können (genau wie wir in der vierten Dimension, der Zeit, nicht rückwärts fahren können), gibt es für uns aber nur eine Realität. Für norddeutsche Fußballfans immerhin ein Trost, in einem dieser Paralleluniversen spielt der HSV so gut, dass er deutscher Meister ist, und Deutschland ist dazu noch Europa- und Weltmeister (das ist gemeint mit alle irgendwie denkbaren Ereigniskonstellationen).
So weit bin ich mit meinen Erkenntnissen, als mein siebenter Atemzug und damit der Zeitpunkt der Entscheidung gekommen ist. Was also ist jetzt zu tun? Ganz einfach – gar nichts! Wir sind durch das schwarze Loch nun in einem Paralleluniversum gelandet, haben diesen Sprung auf der Wahrscheinlichkeitsachse aber anscheinend unbeschadet überlebt. Auf den ersten Blick sieht auch alles noch aus wie vorher. Wo auf der Wahrscheinlichkeitsachse wir genau sind, kann ich noch nicht feststellen. Als bescheidener Mensch wäre ich schon zufrieden, wenn ich morgen bei unserer Rückkehr nach Deutschland feststellen könnte, dass in diesem Paralleluniversum Angela Merkel nicht mehr Kanzlerin ist, oder es vielleicht sogar nie gewesen ist.