Bordbuch-Eintrag: Ankunft 1.6.2012, Kilometerstand 3151, 23. Reisetag. Wetter: 23-29 Grad, die Sonne brennt. Abends manchmal wolkig.
Endlich haben wir den Strand in der Krim gefunden (schon wieder eine Ausnahme der russischen Grammatik – eigentlich sagt man bei Halbinseln immer AUF, nur bei der Krim nicht), der uns so gefällt, daß wir hier ein paar Tage bleiben möchten. In dem kleinen Dorf Morskoje haben wir Wasser, Bier und Handyguthaben aufgefüllt, Essen ist auch genug an Bord, wir sind also gerüstet. Die Küstenstraße führt in atemberaubenden Windungen immer wieder in die Berge, um sich dann mit halsbrecherischem Gefälle wieder ans Meer zu stürzen. Sylvia muss sich dabei schon wieder mit beiden Händen am Griff festhalten, diesmal nicht wegen der Schlaglöcher, sondern wegen Höhenangst. Aus dem Beifahrerfenster sieht sie oft genug direkt in das Meer 300 Meter unter ihr. An einem Strandabschnitt zwischen Straße und Meer bleiben wir dann stehen. Einige Tagesgäste baden dort noch, später ab 17 Uhr haben wir dann den Strand für uns alleine. Dichter am Meer kann man nicht stehen: Wenn man aus dem Gran Hermano steigt, muss man aufpassen, dass man nicht die Steilküste runter fällt. Als Essen haben wir Wachteleier mit Kaviar und Krimsekt parat, wie passend in dieser schönen Umgebung. Abends beobachten wir die Delphine, die vor uns immer wieder aus dem Wasser springen. Als es dann dunkel wird, veranstaltet der Mond noch eine Lightshow in den Wellen. Kitschig, aber schön, und -wie wir finden- haben wir uns das absolut verdient.
Bevor wir das Krim-Gebirge erreicht hatten, sind wir schließlich hunderte von Kilometern durch immer gleiche Ebenen nach Südosten gefahren und haben die Flüsse Bug und Dnepr überquert. Seit den Karpaten hat uns aber nirgends die Landschaft so vom Hocker gerissen, das wir irgendwo länger als eine Nacht geblieben sind. Wie schon in Polen (und auch bei uns zu Hause in Deutschland) wurden im Osten die Straßen wieder besser, wohl ein Zeichen dafür, in welche Richtung sich die Welt in Zukunft orientiert. Es gab sogar ein Stück Autobahn und fast 300 km schlaglochfreie Straße zwischendurch.
Irgendwann haben wir dabei auch die Sprachgrenze ukrainisch-russisch überquert, was für mich bedeutet, dass ich auch mal einfach das Fenster runterkurbeln und Leute anquaken kann, wenn ich irgendwas suche. Vereinfacht gesagt wird ja im Westen des Landes Ukrainisch gesprochen und die Mehrheit ist für eine Orientierung nach Europa, während man im Osten Russisch spricht und sich auch lieber nach Russland orientiert. Solange man sich nicht für einen entscheidet, gibt’s eben auch von niemandem Geld für neue Straßen, es sei denn, die Chinesen interessieren sich irgendwann…
Bislang war unser Auto für die Menschen eher normal (die noch in Massen vorhandenen Sowjet-LKWs sehen ja fast genau so aus), aber seit wir in der Krim sind, werden wir oft fotografiert, vor allem von den zahlreichen einheimischen und russischen Touristen. Den Tourismus merkt man auch so, vieles ist hier teurer als im Rest des Landes. Dafür ist es aber auch wirklich schön, nicht nur am Meer, sondern auch im Krim- Gebirge, das wir auf einer spektakulären super-engen Straße überqueren, bevor wir das Meer erreichen. Nach dem Steilabstieg über 1200 Höhenmeter nach Jalta möchte Sylvia nie wieder Paßstraßen fahren. Bei der Route, die vor uns liegt, müssen wir da wohl noch dran arbeiten, schließlich würden an einigen Stellen auf unserer Route vier solche Pässe übereinander passen.