Bordbuch-Eintrag: Ankunft in Atyrau 21.6.2012, Kilometerstand 5455, 43. Reisetag. Wetter 23 Grad, Regenschauer.
Hatte Sylvia nach Überqueren der Grenze Polen-Ukraine noch gesagt “das ist ja wie Indien vor 30 Jahren”, so lautet jetzt der Kommentar “wie auf dem Mond, eine gottverlassene Einöde”. Die 300 km von der Grenze nach Atyrau führen durch den kleinen europäischen Teil Kasachstans, einen der abgelegensten und unwirtlichsten Teile Europas. In Atyrau bildet dann der Ural- Fluss die Grenze zwischen Europa und Asien.
Am ersten Tag gibt es ein starkes Gewitter, die Szenerie wirkt wie nicht von dieser Welt. Die Kamele in der Steppe wirken in dem strömenden Regen surreal und die Türme der überall in fast größerer Anzahl als Dörfer vorhandenen separaten Friedhöfe wirken wie in einem Geisterfilm.
Am Morgen beginnt es zu regnen, und im Nu ist der Steppenboden aufgeweicht. Der Lehm ist so klebrig, dass nach einigen Metern eine 3 cm dicke Schicht unter den Schuhen klebt, die man mit dem Messer abschälen muss. Wir beeilen uns, zurück zu Straße zu fahren, denn auch das grobstollige Profil des Gran Hermano ist nach wenigen Metern verkleistert, und wir rutschen wie auf Glatteis hin und her. Wenn er trocken ist, dürfen wir den Schweinkram dann aus dem Wohnbereich entfernen.
Dann taucht die Stadt Atyrau im Nichts auf, eine reiche Stadt für Ölarbeiter aus allen Ländern. Alles im Zentrum ist neu, es gibt grosse Einkaufszentren und breite Straßen mit riesigen Plätzen. Dort treffen wir auf Karsten und Sylvia, seit 7 Monaten im LT Bus mit Anhänger und Motorrad unterwegs (Blog: www.goethepanzer.de). Auch in Kasachstan muss man sich wieder registrieren lassen, dort wird das auch bei der Ausreise kontrolliert. Wir beschließen, dieses “Abenteuer” zu viert anzugehen. Von den Hotels kann nur das teuerste im Ort (400 Dollar pro Nacht) eine Registrierung durchführen, auch nur für Gäste. Das scheidet also aus. Nachdem wir dann quer durch die Stadt zu verschiedenen Behörden geschickt werden, sind wir aber irgendwann richtig. Nun noch Pässe fotokopieren, ein russisches Formular ausfüllen, dann haben wir es geschafft: Wir sind registriert und haben den Status legaler Transitreisender.
Abends gibt es leider noch einen Zwischenfall: Es gibt ein großes Feuerwerk, bei dem der in Griechenland aufgenommene Hund Lukas von Karsten und Sylvia wegläuft und seitdem verschwunden ist. Obwohl sie alles menschenmögliche versuchen, ist er nun seit 36 Stunden weg. Wir wünschen den beiden natürlich, dass es noch ein gutes Ende gibt.