Bordbuch-Eintrag: Ankunft an der Grenze Kasachstan-Usbekistan auf dem Ustyurt-Plateau 1.7.2012, Kilometerstand 6036, 53. Reisetag. Wetter 39 Grad, die Sonne brennt. Nachts tobt ein Wüstensturm.
Grenzen in der Wüste oder sonstigen abgelegenen Gebieten haben immer ihre eigene, meist schmuddelig-schäbige, aber auch irgendwie faszinierende Aura.
Als wir uns der Grenze nähern, trifft uns fast der Schlag: Eine LKW- Warteschlange bis zum Horizont, das 7 km entfernte Grenzgebäude ist gerade als kleiner Punkt zu erkennen. Die Fahrer, die wir fragen, erzählen uns, dass sie etwa 7 Tage in der Schlange stehen, bis sie sich nach vorne durchgearbeitet haben. Wir fahren an den LKW vorbei in der Hoffnung, vorne gleich reingelassen zu werden. Was wir direkt vor dem Grenzzaun finden sind Staub, Sand, Berge von leeren Glas- und Plastikflaschen und die an Grenzen übliche Ansammlung dubioser Typen. Die Grenze selbst ist noch nicht offen. Arbeitsbeginn ist erst um 10 Uhr, dabei sind wir extra früh aufgestanden und deswegen schon um 8 Uhr 30 dort. Von 12 bis 14.30 ist dann noch Mittagspause. Kein Wunder also, dass die LKW- Fahrer so lange warten müssen.
Wir haben durch unsere frühe Ankunft genug Zeit, das Treiben ausgiebig zu studieren. Die eigentlichen Grenzgebäude sind durch Zäune und große Eisentore abgesichert. Ab und zu wird das Tor geöffnet und ein paar Fahrzeuge werden hereingelassen. Es sind Beamte, die dort arbeiten. Wenn der Eingelassene wichtig genug ist, salutieren alle beim Vorbeifahren. Zwischendurch hört man einige unverständliche brüllende Lautsprecherdurchsagen, ansonsten tut sich nichts. Über dem kasachischen Zollgebäude steht in großen Buchstaben auf englisch “Good Luck”, Humor haben die ja wenigstens. Vor dem Tor lungern alle herum, dir irgendwie an das Wirtschaftssystem Grenze angeschlossen sind: Taxifahrer, Busfahrer, Geldwechsler, Flaschensammler, Händler, Teeverkäufer usw. usw. Solange die Grenze noch zu ist, haben die ja auch noch nicht so viel zu tun.
Glücklicherweise werden wir dann wenigstens direkt in den heiligen Bereich eingewunken, als um 10 Uhr der Dienst beginnt. Die Ausreise aus Kasachstan dauert dann auch nicht lange, das “Good Luck” hat gewirkt.
Auf usbekischer Seite ist dann nochmal ein Eisentor. Dessen Wächter ist vielleicht gerade 18 Jahre alt, aber mit MP und Stahlhelm voll ausgerüstet. Die Prozedur dauert etwas länger, es müssen für den Gran Hermano wieder diverse Genehmigungen beantragt werden. Dazu kommen noch Zollerklärungen mit Angabe aller Einrichtungsgegenstände und Devisen in allen Währungen. Die Durchsuchung beim Zoll ist dafür kürzer (I am tired, brother, we make it quick), wohl auch wegen der 40 Grad im Gran Hermano. 2 1/2 Stunden später wird das große Eisentor auf der anderen Seite geöffnet, damit sind wir dann endlich in Usbekistan eingereist.