Jahrelang an seinem Reise- Wohnmobil bauen bis kurz vor der Abreise (wegen des abschließbaren Türgriffs eigentlich sogar bis einen Tag nach der Abreise), und dann ohne Probe-Tour sofort auf die ganz grosse Tour gehen – das tut. man nicht!
Bei uns ist es aber genau so gelaufen, ich habe das auch schon lange vor der Abreise kommen sehen. Nun sind wir seit über einem Monat unterwegs und haben dabei inzwischen mehr als 4.500 Km zurückgelegt. Keine Probe- Tour wäre so lang gewesen. Es ist also Zeit für ein kurzes Fazit:
Als erstes einmal: Et hätt jot jejange! – zu Deutsch: Alles gut.
Technisch: Unser fast 50 Jahre alter Gran Hermano läuft nach der mehrjährigen Standzeit wie eine Eins und erlebt nach seinem Feuerwehrdasein den zweiten Frühling. Erst in den Bergen bei ständig hoher Drehzahl musste ich Motoröl nachschütten (bislang 6 Liter), die ersten 3.000 Km gar nicht. Nach 3.000 km habe ich die Schrauben des Aufbaus mit Dreipunktlagerung nachgezogen. Unter dem Verteilergetriebe ist immer ein kleiner Ölfleck und ein Kabel am Bremslichtschalter war ab. Mehr ist bislang nicht passiert.
Der Gran Hermano ist ein gutmütiges Fahrzeug, an das ich mich schnell gewöhnt habe. Trotz fehlender Servolenkung und unsynchronisiertem Getriebe empfinde ich ihn nicht als schwierig zu fahren. Langsam werden auch die Straßen leerer, dann kann auch Sylvia endlich anfangen, ihn fahren zu lernen.
Grosser LKW als Reisefahrzeug: Gefällt uns sehr gut. Klar, man ist nicht so wendig wie ein kleines Fahrzeug und muss immer prüfen, ob man auch umdrehen kann, bevor man irgendwo reinfährt. Aber wir waren mit keinem Reisefahrzeug bislang so autark wie auf dieser Reise. Ein Kühlschrank, grosse Wassertanks, Solarstrom und Kochen mit Diesel aus dem Fahrzeugtank haben sich bereits bewährt und sorgen dafür, dass man lange irgendwo stehen kann. Ein Auto in dieser Grösse bedeutet auch, dass man das Bett nicht für die Fahrt umbauen muss, ausserdem kann man ausser Gewürzen und grossen Mengen an Vorräten auch noch viele persönliche Dinge mitnehmen. Trotzdem ist es drinnen nicht eng und man kann sich gut bewegen. So entsteht ein echtes “Zu-Hause”- Gefühl, egal wo wir stehen. Wenn wir die Türen zur Nacht zumachen, fühlen wir uns wegen der Bodenhöhe von 1.35 Metern und der stabilen Türen und kleinen (aber trotzdem hellen) hohen Fenster sehr sicher. Leise und unbemerkt kommt zumindest keiner rein.
Innenausbau: Die Grund- Konstruktion stimmt. Was wir hätten besser machen können, wären mehr kleine Staufächer und Unterteilungen anstatt weniger grosser Schrankfächer vorzusehen. So müssen wir mehr wühlen, um an manche Sachen zu kommen.
Kaputtgehen kann natürlich jederzeit etwas, aber wir können dann zumindest sagen, dass es auch nicht anders gekommen wäre, wenn wir erst eine Probe- Tour gemacht hätten. Bis auf die Schrank- Unterteilungen hätten wir nichts mehr geändert.