Mittlerweile hat der letzte Monat vor der Abreise begonnen. Spannung und Nervosität steigen. Kreisende Gedanken haben uns schon einige schlaflose Nächte beschert. Sylvias Gedanken kreisen darum, ob erwachsene Menschen wie unsere Eltern und meine Tochter ein Jahr alleine ohne unsere Abwesenheit klarkommen. Oder die halbwilden, sich selbst versorgenden Katzen. Ganz das fürsorgliche Weib, dass es allen recht machen möchte.
Meine eigenen Gedanken drehen sich mehr um uns und unser Auto, den Gran Hermano. Die ganzen Eigenkonstruktionen, sind sie stabil genug? Habe ich alles bedacht? Ich sehe gebrochene Rahmen, verlorene Erstsatzräder, losgerüttelte Öfen, die nach Pistenfahrten durch den Koffer fliegen. Man kann im Internet genug Forums- Beiträge lesen, die besagen, dass das alles schon mal in irgendeiner Form kaputtgegangen ist. Gleichzeitig rückt der Abreisetermin näher, ohne dass die Liste der zu erledigenden Arbeiten am Gran Hermano kürzer wird. Grund ist nicht unbedingt, dass nichts geschafft wird, aber mir fällt auch jeden Tag noch was neues ein, was man noch machen müsste.
Beruhigend ist seit gestern aber, dass der Reserveradhalter nun endlich fertig ist. Schon immer habe ich gedacht, die ganzen zu erledigenden Punkte sind schön, aber nicht lebensnotwendig. Zur Not würden wir auch ohne sie fahren. Einzige Ausnahme: Eben dieser Reserveradhalter. Auf steinigen Pisten durch unbewohntes Land ohne Ersatzrad, das kann man nicht bringen, dazu müßte man schon Südamerikaner oder/und um einiges jünger sein. Der nun von mir erschaffene Halter ist keine schöne Lösung, das Rad hängt am Heck unter dem Rahmen. Das versaut den Böschungswinkel, das Ersatzrad kann hinten aufsetzen, wenn man durch eine Rinne oder einen Fluß fährt. Der Fahrzeugrahmen ist hinter der Achse auch relativ schwach ausgelegt, die 130 kg zerren bei Pistenfahrten mit 4 bis 5- facher Kraft, dabei gelten die Hebelgesetze aus dem Physikunterricht im 9. Schuljahr. Deswegen habe ich den Rahmen auch innen mit C Profilen verstärkt und das ganze noch mit der Quertraverse verbunden.
Eigentlich wollte ich einen Dachgepäckträger über dem Fahrerhaus haben, aber ich hatte das zu lange vor mir hergeschoben und dann am Ende niemanden gefunden, der das bauen kann. Mit diesem Eigenbau ist nach zwei Wochen nur ein einziger Punkt von der Liste abgehakt, aber es ist der wichtigste und größte. Seit ich die Konstruktion in Gedanken abgehakt habe, kann ich schon wieder ruhig schlafen, nun wo sie fertig ist, sehe ich etwas sehr stabiles, das strahlt auf den Rest aus. Die Sorgen verfliegen…
Wenn unterwegs was kaputt geht, ist es wahrscheinlich sowieso etwas, an das man noch nie gedacht hat, also stay cool…