Bordbuch-Eintrag: Ankunft in Timmaspe 10.8.2015, Kilometerstand 7406, 77. Reisetag. Wetter 23 Grad, teilweise sonnig.
Irgendwann naht bei jeder Reise das Ende, egal wie lang oder kurz sie ist. Nachdem wir unseren Platz am Fluss in Äppelbo verlassen haben, nähern wir uns den großen Seen Vänern und Vättern. Ab hier wird sichtbar, dass wir den Norden verlassen und das dicht besiedelte Mitteleuropa wieder erreichen. An einsame Plätze am Wasser nicht mehr zu denken, hier ist richtig was los. Ein letztes Mal gelingt es uns doch noch, ganz alleine an einem abgelegenen Waldsee zu übernachten, nur etwa 5 km landeinwärts nahe des Vätternsees. An den großen Seen ist soviel Betrieb, dass Campingplätze die Ausmaße von deutschen Campingplätzen annehmen, jede kleinere Zufahrt zum See ist durch Verbotsschilder gesperrt. Anders würde man der Massen an Wohnmobilen die hier unterwegs sind nicht Herr werden. Um so verwunderter sind wir, dass wir im Naturpark Hökensås wirklich ganz alleine an einem idyllischen See stehen und so “Abschied nehmen” können von unserem Leben in nördlicher Landschaft und Natur. Am nächsten Nachmittag kommt dann auch eine Schar Sportangler, die diesen See für das Wochenende gepachtet hat, aus der geplanten zweiten Übernachtung an diesem See wird nichts mehr.
Das soll nicht heißen, dass dieser Teil Schwedens für Reisende uninteressant ist, wir müssen nur umschalten von NA-tur auf KUL-tur, denn davon gibt es hier reichlich. Das wiederum soll nicht heißen, dass es keine Natur gibt, es ist eben nur zu voll um an den schönsten Plätzen frei stehen zu können. An den Schleusen des Götakanals bei Forsvik beginnt unser Kulturprogramm. Dort ist eine alte Wassermühle mitsamt denn angeschlossenen Industriebetrieben liebevoll restauriert worden, wir tauchen in längst vergessene Zeiten ein. Wassermühle heißt nicht nur Mehl mahlen, an die Wasserkraft waren im 18. Jh Industriebetriebe wie Werften, Metallverarbeitungsbetriebe, Gießereien angeschlossen. In der Zeit vor der Elektrifizierung liefen große Maschinen entweder mit Dampf- oder Wasserkraft. Die alten Schmieden, Gießereien, Drehbänke und Fräsmaschinen sind ein Muss für jeden Technik- Freak.
Auf dem Weg liegen dann noch die Holzkirche von Habo und Schwedens einzige Stabkirche, die Stabkirche von Hedared. Die letzte hat es uns angetan, es ist wohl auch die kleinste Stabkirche überhaupt, die durch ihre “Größe” und Schlichtheit faszinierend ist. Um 1830-40 bekam diese Kirche keinen “TüV” mehr, angeblich war sie so baufällig, dass die Institution Kirche den Bürgern verbot, sie weiter zu betreiben und instand zu halten. Sie taten es trotzdem in Eigenleistung und haben so dafür gesorgt, dass sie doch erhalten blieb und heute die einzige noch erhaltene Stabkirche Schwedens ist.
Mit diesem Kulturprogramm endet dann unsere Reise, einen Tag nach Besichtigung der Stabkirche von Hedared stoßen wir bereits auf der Fähre auf eine gelungene Reise ohne große Pannen und Schäden an. Wie schon auf der letzten Reise folgt am Morgen nach der Ankunft in Kiel noch eine entspannte 45-km-Fahrt von dort nach Hause, wo wir ausgeruht und glücklich gegen 10 Uhr morgens eintreffen.