Bordbuch-Eintrag: Ankunft in Dombai 11.6.2012, Kilometerstand 4164, 33. Reisetag. Wetter 25 Grad (auf 1850 Meter Höhe !), die Sonne brennt.
Wir sind im Kaukasus angekommen und stehen jetzt oberhalb des Ski- und Touristenortes Dombai neben der Alibek-Hütte am Alibek-Fluss, unweit des Alibek-Falls, nahe des Alibek-Gletschers unterhalb des Alibek Passes.
Die Vegetation ist dschungelartig, der Bewuchs in Feld, Wald und Wiese ist fast mannshoch und saftig grün. Auch den von deutschen Gärtnern als Unkraut gefürchteten Giersch glaube ich in einer 1,40 m hohen Variante erkannt zu haben. Um uns herum ragen steile Viertausender fast senkrecht in den Himmel, alles mehr oder weniger perfekte Raubkopien des Matterhorns. Eigentlich wollte Angela Merkel ja die Produktpiraterie in der Welt bekämpfen, aber die Urheberrechte am Matterhorn liegen bei der Schweiz, und die ist nicht in der EU. So kann Russland ungeniert diese Wahnsinnsgegend touristisch nutzen, ohne Lizenzgebühren zahlen zu müssen.
Schon die Fahrt hierher war ein Genuss, am letzten Übernachtungsplatz waren am Horizont zum ersten Mal die schneebedeckten Berge in der Ferne auszumachen, als ob sie schon auf uns warten würden. Am nächsten Morgen konnten wir dann aus dem Auto immer wieder den 70 km entfernten Elbrus erkennen, der alle umliegenden Berge nochmal um über 1000 m überragt. Er ist mit 5642 Metern der höchste Berg Europas, auch wenn man uns in der Schule immer beigebracht hat, dies sei der Montblanc mit “nur” 4810 Metern.
Der Ort Dombai war dann eine Enttäuschung, das enge Tal ist mit Hotels und einigen sehr hässlichen Sowjet-Hochhäusern zugebaut und verschandelt. Wo hätten wir da stehen sollen? So waren wir dankbar für den Tip, noch den steilen steinigen Bergweg zu der Alibek Hütte hochzufahren. Hier dürfen wir sogar kostenlos stehen, und der Blick ist noch besser als in Dombai.
Einziger Nachteil ist, dass wir uns mit diesem Blick zufriedengeben müssen, da es uns nicht erlaubt ist, die Berge zu Fuß zu erkunden. Dafür benötigt man eine Genehmigung für die Grenzregion, die Grenze zu Georgien ist gleich hinter den Bergen. Die Bearbeitungszeit für diese Genehmigung beträgt für Ausländer 90 Tage, so sagt man uns. Wer hier wandern möchte, sollte das also von zu Hause regeln.