Bordbuch-Eintrag: Ankunft in Stubbeng am Lyngenfjord 26.6.2015, Kilometerstand 2683, 32. Reisetag. Wetter 10 Grad, bedeckt mit Schauern.
Solange wir in Ramberg auf das Ende der Hauptgärung warten, haben wir einen der schönsten Standplätze direkt am Meer und die Sonne bleibt uns größtenteils treu. Für nomadisches Bierbrauen sind das perfekte Rahmenbedingungen, denn wer wartet schon gerne bei strömendem Regen 3 ½ Tage auf das gärende Bier? Durch schnelle Wetterwechsel, aufziehenden Nebel, wieder abziehenden Nebel, Wind und Windstille ist kein Tag wie der andere, innerhalb weniger Stunden verändert sich das Aussehen von Meer und Bergen. Der Aufenthalt ist dadurch ein echtes Highlight.
Am 24.6. füllen wir dann das Bier in Flaschen ab. Es sind leider nur 16 Liter anstatt der geplanten 20 geworden. Die mobile Brauerei ist neu für uns, ein echtes Experiment. Erst mit steigender Erfahrung kennt man die Menge, die durch Verdampfung, Verdunstung, Läutern, Filtern der Trübstoffe usw. verloren geht und kann sich darauf einstellen. Wir stellen fest, dass der Verlust bei kleinen Braumengen auf jeden Fall wesentlich größer ist als bei den größeren Mengen zu Hause. Nun beginnt die letzte Phase des Experiments, denn nach dem Abfüllen kommt die Flaschengärung und es werden 10-14 Tage vergehen, bis das Bier trinkreif ist. Wie sich nachgärendes Bier in einem sich bewegenden und schaukelnden Auto verhält, wissen wir noch nicht.
Nachdem das Bier abgefüllt ist, starten wir nachmittags noch zur Weiterreise. Da wir für den Rückweg durch Schweden und Finnland auch noch genügend Zeit und Muße behalten wollen, steht als Nächstes mal wieder ein kleiner Sprung nach Norden an. In der Küsten- und Inselwelt der Lofoten und nördlichen Vesteralen kann man mit kleinen Fahretappen und langen Standzeiten problemlos Raum und Zeit vergessen, doch auch weiter nördlich gibt es noch viel zu sehen. Auch drei Monate für eine Nordkapreise sind keine Ewigkeit, also ziehen die Nomaden erst mal weiter.
Wie sich erweist, taugt das Wetter dann auch mehr zum Weiterziehen als zum Verweilen, der Regen hat uns wieder bei 8 bis 10 Grad, so wie in den letzten Wochen üblich. Wieder ziehen grandiose Landschaften an uns vorbei. Der Gran Hermano frisst die Straße, Kilometer für Kilometer. Unser Gehirn frisst die Landschaften, die seine Sinne ihm unentwegt präsentieren. Nach Verlassen der Lofoten geht es wieder eine Etappe auf der E6 nach Norden weiter. Die Straße verlässt die Küste und führt durch das Landesinnere, durch schneebedeckte Berge, die bei dem Wetter ihre Gipfel nicht zeigen wollen. Wasserfälle donnern von allen Seiten die Berge herunter, bei jedem Stop hört man ihr Rauschen.
Zwei Tage nach Verlassen der Lofoten stehen wir bereits am Lyngenfjord, der durch seine besondere Schönheit und die fast 2.000 Meter hohen „Lyngenalpen“ auf der Westseite berühmt ist. Hier wollen wir uns am nächsten Tag wieder einen besonders schönen Standplatz suchen, um einige Tage zu verweilen. An Fjorden ist das besonders schwierig, da die Straße meist direkt am Ufer verläuft , und sich auf der anderen Straßenseite direkt neben der Straße eine steile Felswand erhebt. An unserem Zwischenplatz für die erste Nacht bricht dann gegen Mitternacht schon einmal die Sonne durch und lässt die Bergspitzen erstrahlen. Das ist schon einmal ein klares Zeichen für eine Wetterbesserung.
Bevor wir dann am nächsten Morgen auf weiterfahren dürfen, werde ich noch zu einer Reparatur gezwungen, die sich bereits angekündigt hatte: Eine der Starterbatterien ist im Laufe der Zeit immer schwächer geworden, an diesem Morgen springt der Gran Hermano dann nicht mehr an. Als Unterwegs-Lösung, die mir den Kauf einer megateuren Batterie in Norwegen ersparen soll, wird eine der vier Batterien der Solaranlage entnommen und zur Starterbatterie erklärt. Schon dreht der Motor wieder freudig, die Solaranlage wird bei 24 Stunden Tageslänge auch mit einer Batterie weniger auskommen.