Unsere besondere Mission startet dann am 20.6. Als Bierbrauer haben wir uns schon immer darüber Gedanken gemacht, wie wir uns auch unterwegs Bier selber brauen können. Dies macht Sinn für Länder, in denen es kein Bier, schlechtes Bier oder teures Bier gibt. Der Spaßfaktor spielt natürlich auch eine entscheidende Rolle. Da Mike und Henning auch ein natürliches Interesse daran haben, dies einmal zu sehen und zu lernen (wie eigentlich jeder, der in Norwegen lebt), haben wir uns auf den Lofoten verabredet, den ersten Versuch hier zu starten. Während des Spektakels werde ich zu „Dr.Drunk“ mutieren, um eine „mobile version“ von „Bier!- Der Film” zu erstellen. Der Film wird nach unserer Rückkehr im Herbst zusammengestellt und geschnitten, aber die Filmaufnahmen werden natürlich hier gemacht.
Während wir in Deutschland immer versuchen, rechtzeitig anzufangen, um im Hellen fertig zu werden, haben wir für diesen Brautag den Start auf 21 Uhr gelegt, es wird also in der Nacht gebraut. Deswegen ist es ein „Midnattøl“. Einen Tag vor Sommersonnenwende fast auch noch ein Midtsommarøl. Der Plan sieht ungefähr so aus:
Brautag: Der eigentliche Brauvorgang dauert ca. 5-6 Stunden. Wir brauen mit drei Kochtöpfen zwischen 15 und 30 Litern Fassungsvermögen (Braukessel, Topf zum Umfüllen beim Abläutern, Topf für den Nachguss) auf offenem Feuer. Hopfen, Hefe und geschrotetes Malz für mehrere Brauvorgänge haben wir an Bord. Während des Brauvorgangs wird das geschrotete Malz in einem durch das Rezept vorgegebenen Zeitplan auf bestimmte Temperaturen gebracht, wobei es bei Erreichen dieser Temperaturen jeweils ruhen muss (Temperatur muss dabei gehalten werden). Bei Erreichen von 76 Grad wird dann abgeläutert, d.h. der Sud wird durch das Malz gefiltert, das Malz bleibt zurück. Danach wird Hopfen hinzugegeben und das Ganze wird eine Stunde gekocht. Am Ende wird alles durch ein Tuch gefiltert, man enthält eine zuckerhaltige Flüssigkeit (Malzbier).
Hauptgärung:
Nach Abkühlen des Sudes wird die Hefe hinzugegeben (1 Tüte Trockenhefe obergärig S04). Da wir das Bier zum Abkühlen in den Fjord stellen, geschieht dies eine halbe Stunde nach Ende des Brauvorgangs, ca. um 3 Uhr. Auf Reisen benutzen wir obergärige Hefe, denn die Hauptgärung in dem Topf mit Deckel drauf dauert ca. 3 Tage. Mit untergäriger Hefe würde es 10 Tage dauern, zu lange für ein Nomadenbier auf Reisen.
Abfüllen und Nachgärung:
Nach Ende der Hauptgärung wird das Bier in Flaschen abgefüllt. Es werden ca. 2 Liter von dem Sud, den wir vor Zugabe der Hefe angetrennt haben, wieder hinzugegeben. Das sorgt für Nachgärung in den Flaschen und Bildung von Kohlensäure. Wir haben 32 Literflaschen mit Bügelverschluss an Bord.
Lagerung und Reife:
Obergäriges Bier ist nach ca. 10 Tagen schon trinkbar. Das ist für längere Reisen noch vertretbar (untergäriges Bier müsste eher 4-6 Wochen lagern). Was für uns noch die große Unbekannte in diesem Spiel ist, ist das Verhalten des nachgärenden Bieres auf Reisen. Schon im Lagerkeller zu Hause entsteht manchmal hoher Druck. Wie das bei Bewegung und Fahrtetappen aussieht, wissen wir noch nicht.
Der Brautag liegt inzwischen hinter uns. Es hat alles wie geplant funktioniert, ein wenig Chaos und viel Spaß waren wie immer dabei. Wie immer haben sich interessierte Schaulustige und Nachbarn eingefunden, die eine Zeitlang an dem Treiben teilnahmen. Irgendwann nachts lichteten sich die Reihen und der harte Kern blieb whiskytrinkend bis zum Ende. Ein müder und zufriedener Dr.Drunk wartet seitdem auf das Ende der Hauptgärung. Das fällt im in dieser Umgebung direkt am Meer natürlich nicht schwer.
Das Fotomaterial ist etwas sparsam. Bier brauen, Whisky trinken und Filmaufnahmen machen haben uns schon ausgelastet.