In knapp 10 Tagen ist es soweit, das Leben schreibt ein neues Kapitel in unsere Nomaden- Geschichte. Artig und fleißig haben wir nach unserer letzten Reise die unterwegs gefassten Pläne verwirklicht, haben die Ideen umgesetzt, die uns in der endlosen Weite der Steppe Zentralasiens quasi aus dem Nichts (oder dem Alles in Einem – was dasselbe ist) zugeflogen sind. Fast zweieinhalb Jahre haben wir mit nur kurzen Unterbrechungen durchgearbeitet und uns eine neue selbstständige Existenz aufgebaut. Doch als Teilzeit- Nomaden sehen wir den Sinn dieser Arbeit nicht darin, möglichst viel Geld anzuhäufen, sondern es zu einem günstigen Zeitpunkt auf dem Devisenmarkt zu einem möglichst guten Kurs in freie Zeit umzutauschen. Und dieser Zeitpunkt ist jetzt gekommen!
Der Gran Hermano ist einsatzbereit und verfügt seit unserer Zentralasien- Reise über eine umfangreiche und bewährte Bordausrüstung. In den letzten Monaten haben wir noch einige leichte Verbesserungen vorgenommen, wie üblich werden die letzten Schrauben erst im Laufe der nächsten Woche angezogen. Die wichtigsten Verbesserungen sind der Einbau einer Standheizung Eberspächer D3L und der Austausch unserer nicht ganz tauglichen Moskitonetze gegen feinmaschigere und stabilere, für Skandinavien-Reisen ein absolutes Muss.
Die Standheizung soll unseren Holzofen ergänzen. Der Holzofen lässt sich bei längeren Standzeiten und an Abenden im Auto prima befeuern, aber der Ofen ist nach etwa einer Stunde heruntergebrannt, sodass man in kalten Nächten morgens durchgefroren aufwacht und dann erst den Ofen neu befeuern muss, bevor es wieder warm wird. Will man morgens weiterfahren, müssen Ofen und Abgasrohr erst abkühlen und gesäubert werden. Eine Standheizung kann genau diese Nachteile ausgleichen.
Unsere alten Moskitonetze mit Magnetverschluss waren zwar sehr praktisch, da man einfach hindurchgehen konnte und sie sich hinterher selbst wieder geschlossen haben, die Verarbeitung war aber qualitativ schlecht, die Magnete fielen andauernd ab und konnten nicht richtig befestigt werden. Zwischen den Magneten gab es immer einige schmale Durchschlupflöcher, das geht in Skandinavien gar nicht. Für unsere neue Version habe ich feinmaschige Gaze, Reißverschlüsse und Nahtband einzeln bestellt, eine Zeichnung gemacht und das ganze dann zum türkischen Schneider gebracht. Dieser war begeistert und hat ausgezeichnete Arbeit gemacht, das Ergebnis macht einen sehr guten Eindruck. Ob sie taugen, werden wir dann unterwegs sehen.
Genau so wie unsere letzte Reise geendet hat wird diese beginnen, nämlich auf einem Schiff in Kiel. Ganz entspannt werden wir am 26.5. nach 32 km Anreiseweg unsere erste Etappe beenden und am nächsten Morgen 400 km weiter nördlich in Göteborg ankommen. Im Vergleich zu Reisen nach Süden ist das Wellness pur – Easy Living vom ersten Tag an, ohne sich erst über verstopfte Straßen voller Wahnsinniger durch einen überbevölkerten Kontinent zum Ziel quälen zu müssen. Danach heißt das Motto dann nur noch “Richtung Norden – und dann immer geradeaus” – so wie in der alten Bommerlunder- Werbung. Sobald wir eine Entfernung zurückgelegt haben, die in etwa einer Fahrt von Timmaspe nach München entspricht, wird es nicht mehr dunkel werden, etwas später bauen wir dann auf Tage mit 24 Sonnenstunden. Oder Regenstunden, das ist nun einmal das Risiko einer Reise in den Norden. Da müssen wir dann sehen wie viel Merkel auch in uns steckt – aussitzen oder Richtung ändern. Nach unserer letzten Reise gehört natürlich auch das Fehlen von Visumpflichten, Registrierungen, Grenzkontrollen und dem damit verbundenen Nervkram zu den Vorteilen dieses Reiseziels.
Da in Skandinavien die Bierpreise hoch (in Norwegen sogar extrem hoch) sind, wird auch der inzwischen durch YouTube weltweit bekannte Dr. Drunk mit auf diese Reise gehen. Das Experiment mobile Brauerei zur Selbstversorgung auf Reisen soll unterwegs neue Erkenntnisse liefern. Im Zeitalter der mobilen Endgeräte ist das eine konsequente Innovation, eine mobile version des Klassikers “Bier!-der Film” ist damit wörtlich zu nehmen und lange überfällig. Wenn es die Situation und das Wetter erlauben, käme sogar ein Weltrekordversuch in Frage: Solange es in Svalbard (deutsch: Spitzbergen) keine Brauerei gibt (es gibt bereits Pläne, aber die Gesetzeslage erlaubt es derzeit noch nicht), wäre ein am Nordkap gebrautes Bier dann wahrscheinlich das nördlichste jemals gebraute Bier der Welt.